Technik: Bremsen 125er schneller als 1000er?
KoflAIR hat heute (29.3.2004, Anm.) ein interessantes Gespräch mit einem Dynamiker geführt, der sich auch mit Motorrädern auskennt.
Interview KoflAIR (K) vs. Experte (E).
K: Bremst a 140kg Moped schneller als a 220kg Moped?
E: Das is nicht so einfach zu beantworten. Aus welcher Geschwindigkeit?
K: Sagma aus 170 runter auf 70.
E: Wann geht beim Bremsen bei die Radln das Hinterradel hoch?
K: Was hat das mit Stoppie zu tun?
E: Einiges, weil optimal gebremst wird, wenn der Vorderreifen 100% der Bremsleistung erbringt.
K: Ja und der Schwerpunkt?
E: Ja, wichtig is auch der Schwerpunkt. Bei der schwereren Maschin wird der Schwerpunkt aus Fahrer+Maschin tiefer liegen als bei der leichten Maschin, weil dort wiegt der Motor ziemlich wenig.
K: Ja, und damit kann i ja mehr Haftreibung am Vorderreifen aufbaun.
E: Ja, aber du musst auch mehr Gwicht abbremsen. Und irgendwann kann der Vorderreifen nicht mehr, und beginnt zu rutschen. Das is dann das Limit. Aber nehma einmal an, der Vorderreifen rutscht nicht. Das Gwicht kürzt sich bei der Formel übrigens raus, was zählt ist nicht das Gwicht.
K: Sondern?
E: Ein Motorrad bremst optimal, wenn das Vorderrad zu 100% bremst, plus aerodynamisch gebremst wird. Fahrer also voll aufrecht im Wind stehend.
K: Ah so, nicht Fahrer Popscherl ganz nach hinten, zwengs günstigerer Schwerpunktverlagerung?
E: Nein. Die Aerodynamik drückt das Hinterradel aufn Boden.
K: Was? Die Aerodynamik drückt das Hinterradel am Boden? Ah ja, eigentlich klar, weil der Drehpunkt fürn Stoppie ist ja die Vorderachse, und die ganze Verkleidung oben bremst und wird daher nach hinten gedrückt, und somit das Hinterradl aufn Boden...
E: Genau. Entscheidend ist, bei welcher Geschwindigkeit das Hinterradel Bodenkontakt verliert, plus ein paar Parameter um den Schwerpunkt. Wenn der Schwerpunkt zu hoch is, dann is auch wieder schlecht.
K: Der Schwerpunkt is beim Mopperl aber deutlich höher als beim Männermotorrad.
E: Ja, sicher. Wie gut sind die Bremsen der Fazer? Ab wann geht sie beim Bremsen aufs Vorderradel?
K: Weiß nicht genau. Am Pannoniaring damals, wo ich am Stoppie einer Gruppe vorgfahrn bin, da dürft die Bremsung von 150 auf 70 gwesen sein, und bei 130 is wahrscheinlich das Hinterradel hochkommen.
E: Aha, is eh ein guter Wert. Beim Mopperl geht das Hinterradl vermutlich schon bei 180 hoch. Bei Rennmaschinen gehts generell schon bei höchsten Geschwindigkeiten hoch, die bremsen alle optimal.
K: Das heißt, a Rennmaschin 125er bremst dann eigentlich nix besser als a motoGP?
E: Is zwar auch abhängig vom Schwerpunkt, aber rein rechnerisch vermutlich nicht wirklich.
Dritte Person: I hab an Rechner da! Willst ausrechnen?
E: Nein, dazu brauch ich schon a Excel.
K: Deiner Einschätzung nach. Bremst a abgspeckte Aprilia 250 signifikant schneller als a Fazer 1000?
E: Wenn die Aprilia keinen ultraniedrigen Schwerpunkt hat, dann wirds knapp. Aber ich glaub die Aprilia bremst a Haucherl besser.
K: Nur a Haucherl?
E: Genaueres kann i erst sagen, wenn i die genauen Schwerpunktdaten von Fahrer+Motorradsystem hab, und das Gwicht.
K: Danke fürs Interview.
(29.3.2004, 23:45)
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Re: Technik: Bremsen 125er schneller als 1000er? von sprachbox am 30.03.2005, 18:33 | Klingt alles vernünftig & logisch, wobei aus meiner Sicht der Fahrer in Summe gesehen noch immer der größte Toleranzfaktor ist.
Frage: gabs/gibts "anti dive" auch auf Motorrädern? Anfahr/Bremsnickreduzierung findet sich z.B. in diversen 5er-BMWs.
Aufgrund der immer steiler gestellten Schwingen & den abgesenkten Schwerpunkten werden wir beim Anfahren an den Bikes wohl keine derartige Hilfe mehr brauchen, aber beim Bremsen könnten in Summe die VT gegen die NT überwiegen.
BMWs "Telelever" schießt mir gerade durch den Kopf ... die hat doch so eine "Nicht-Einknick-Funktion", oder?? |
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