Technik: Lenkerverbreiterung, Billigumbau
Die Breite und Kröpfung eines Lenker hat maßgeblichen Einfluss auf die Kontrolle, die man über sein Fahrzeug hat. Je breiter der Lenker, desto mehr Kraft kann man ins System einfließen lassen (siehe Fahrtechnik: Aktiv Lenken), und desto besser können die Sinne des Menschen die Fahrdynamik erfassen.
Breit hat natürlich auch Nachteile. Da wäre die schlechtere Aerodynamik, die schlechtere Sicht in den Rückspiegeln, der größere Breitenbedarf des Motorrads, was vor allem im Stadtverkehr schlecht ist. Von der Kröpfung her sind die Serienlenker von der Ergonomie her den Besenstangeln stets überlegen. Für Weitfahrer sind die Superbike Lenker daher eher nicht zu empfehlen.
Um einen sanften Übergang zu einem möglicherweise zukünftig anzuschaffenden Superbikelenker herzustellen, hat sich KoflAIR ein einfaches Lenkertuning ausgedacht. Denn im Grunde genommen bietet der Serienlenker deutliches Potential, um gute 5cm breiter zu werden.
Auf dem ersten Bild sehen wir den Originallenker mit der standardmäßigen Handhaltung. Die Hand rastet dabei bündig mit dem Gummi am Lenker.
Diese automatische bündige Rastung am Lenkergriff kommt instinktiv zustande. Wäre sie nicht vorhanden, würden wir Motorradfahrer einfach 2,5cm weiter außen greifen, und schon hätten wir einen virtuellen Superbike Lenker Stage I. Das würde dann so aussehen:
Doch das geht nicht. Die Hand rutscht automatisch immer wieder nach innen. Mit dem Wissen, dass die Hand automatisch bis zum Anschlag nach Innen rutscht, können wir nun jedoch eine Modifikation vornehmen, die unser Problem löst.
Wir bauen uns einfach einen Anschlag.
Als geeigneten Werkstoff verwenden wir ein Styroporband.
Unter Zuhilfenahme von Racetape beginnen wir, das fragile Styroporband vorsichtig in etlichen Schichten um das Lenkerende zu wickeln. Wenn das Band bricht oder unter rohem Zug reißt, müssen wir den Riss per Band kleben.
Sorgfältig umwickeln wir den Lenkergriff in etwa bis zur Höhe des Wulstes mit dem Styroporband. Endergebnis sollte eine Styropormanschette wie auf dem Foto sein. Diese Manschette wird unser zukünftiger Anschlag für die Hand sein!
Nachdem wir beide Lenkergriffe derartig behandelt haben, können wir uns an die Endfertigung machen. Es gilt, unsere spröde Styropormanschette durabel zu machen gegen die bösen Einflüsse der Umwelt und möglicherweise auch der Exekutive.
Aus optischen Gründen und zwecks Unauffälligkeit umwickeln wir das weiße Styroporband also auch noch mit schwarzem Racetape, das gleichzeitig für einen eleganten Abschluss der virtuellen Lenkerverbreiterung sorgt.
Anhand der am nächsten Bild eingezeichneten orangen und roten Pfeile am Bremsgriff wird ersichtlich, welche Zusatzwirkung die Lenkerverbeiterung außerdem noch hat: Eine dramatische Verbesserung des Kraft mal Kraftarm Verhältnisses am Bremshebel! Somit steht uns bei gleicher Handkraft zukünftig nahezu 100% mehr Bremskraft zur Verfügung! Plus einer dem weiteren Bremshebelweg entsprechenden Verbesserung der Dosierbarkeit der Bremse! Einfingerstoppie ist das Schlüsselwort.
Soviel also zum Umbau. Die bisher angefallenen Kosten sind:
- Styroporband, ca. 7 Cent
- Racetape, ca. 7 Cent
- Zeitaufwand, ca. 12 Minuten
GÜNSTIG!!!
Die ersten Fahreindrücke mit dem verbreiterten Lenker
Also probieren wir die Sache mal aus. Zunächst ein paar brave Turnübungen in der Garage. Im Lowspeedbereich zeigt der Fazer nun bravstes Verhalten, der Fahrer bekommt eine sanfte Brise des "Full Control Syndroms". Engste Wenden werden zum Kinderspiel. Dazu kommt die deutlich verbesserte Dosierbarkeit der Kupplung durch das bessere Hebelverhältnis. Tiefgaragensessions beginnen nun Spaß zu machen!
Etwas störend oder vielleicht auch nur ungewohnt, macht sich der erweiterte Abstand des Blinkerschalters vom Daumen bemerkbar. Leider ist nun auch der Hupknopf 2cm weiter vom Daumen entfernt... da gibts was umzulernen! In diesem Zusammenhang sei noch ein Verweis auf das Kapitel Fahrtechnik: Hupen! angebracht.
Nun zum Tracktest. Wir befahren dazu testweise einen Straßenabschnitt, den wir oft fahren. Im konkreten Fall den interessanten täglichen Weg zur Arbeit.
Die ersten Kurven.
:o Oida. Full Control!
Jetzt eine rote Ampel. Gelegenheit, einen hurtigen Start auszutesten.
Grün.
Braaaaaammm. Doch was ist das da links plötzlich - die Kupplung vermittelt nun ein Gefühl, das man bezeichnen könnte als die absolute Dosierung oder so... Wheelie ca. 2m nach der Startlinie beginnend, mit sich dezent einschleifender Kupplung , absolut smooth einkuppelnd völlig irre
Nach erstaunlichem Ergebnis im praxisorientiertem Alltagsfahrverhaltensbereich nun der Hispeed Test. Ab auf die Autobahn. Die etwas breiter gehaltenen Arme stören den Blick in die Rückspiegel nicht merklich mehr als mit dem original unmodifizierten Lenker. Auch hier sah man mehr, wenn man die Unterarme bewusst ein wenig nach innen drückt, das hat sich nicht geändert. Der Winddruck ist subjektiv kaum anders als mit dem Originallenker.
Nun der HiSpeed Bremstest aus 160 km/h. Für diesen Test sind wir natürlich nach Deutschland gefahren, eh klar
Also, 160km/h auf der grippigen Brigittenauer in Deutschland, und dann hart in die Bremse.
:o :o das Hinterradl hebt sich merkbar von der Straße weg.
Die Wirkung der Bremse ist einfach nur mehr fulminant
Wobei man sagen muss, dass Brembo SA Sintermetallbeläge hier ihren Dienst verrichten, und diese sowieso schon mächtig besser gehn als die Originalbeläge.
Definitiv bringt man den Fazer nun auch mit nur einem Finger auf der Bremse in den Stoppie!
Fazit.
Breite Lenker geben Kontrolle. Im städtischen Bereich spielen breite Lenker gegenüber den Serienlenkern gnadenlos ihre Vorteile aus. Auf langen Touren ist man wohl mit dem Serienlenker besser bedient.
Der nächste Schritt wird der Umbau auf einen Superbike Lenker sein.
Es wird natürlich berichtet.
(15.11.2004, 15:25)
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Re: Technik: Lenkerverbreiterung, Billigumbau von Mister_L am 15.11.2004, 21:25 | Bitte Kofi kauf dir an gscheiten Lenker. Mit dir muß man sich ja genieren.
LG Mister L |
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Erfahrung im Stau von KoflAIR am 18.11.2004, 12:50 | Heute durfte ich mich in einem längeren 3-spurigen Stau so richtig korrekt durch die Kolonne schlängeln, mit mehrmaligem Wechsel durch drei Spurgassen, es musste also trialartig auch quer zum Stau gefahren werden.
Kann echt nur sagen, dass das mit breiterem Lenker ganz deutlich viel besser geht!
Ich hoff nur, dass der mittlerweile bereits angeschaffte, aber noch nicht verbaute SBK-Lenker für zukünftige Staus nicht schlichtweg zu breit ist. Auf jeden Fall freu ich mich schon auf die zusätzliche Kontrolle |
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Re: Technik: Lenkerverbreiterung, Billigumbau von sprachbox am 30.03.2005, 18:06 | 2 Dinge dazu:
1.) Würde mein Bike net derart optisch verschandeln :->
2.) Im Angriffs-Mode (Wechselkurven) greife ich - zugegebener Weise - sehr weit außen (hab mich irgendwann mal dabei "erwischt" )
Sonst fühle ich mich am (neutral bis leicht sportlich gehaltenen) SV-S Lenker eigentlich sehr wohl; ich rutsche nie nach innen, habe meine Hände meistens in Griffmitte positioniert ... und das sind keine überbereiten Klodeckel, ums mal vorweg so zu sagen |
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