Fahrtechnik: Die Kenny Roberts Linie
Fahrtechnik: So fährt man Motorrad.
23.07.2003, 12:05

Kenny Roberts gilt als Erfinder des Powerslides. In einer Zeit, als Rennreifen noch sehr zickig waren, nicht sehr viel Grip boten und einen schmalen Grenzbereich hatten, war jeder Kurvenausgang ein bissl ein Abenteuer. Derjenige gewann die nächste Gerade, der sich näher an die absolute Grenze heranhazardierte. Und Kenny Roberts entwickelte dazu die passende Technik.

Unter der Erkenntnis, dass der Hinterbock bei Einwirkung zweier Kräfte (Quer plus Längs) überfordert ist, zu rutschen beginnt, und sich in weiterer Folge gerne die Situation "Highsider" ergibt, hat Kenny zunächst begonnen, den Scheitelpunkt der Kurve auf Position "spät" zu verlegen. Kenny fuhr also in eine Kurve eher außen ein und bleibt zunächst außen. Dann, spät, knickt er bei relativ wenig Speed deutlich ab, um das Motorrad möglichst in Richtung Kurvenausgang auszurichten. Die größte Gefahr ist damit bereits gebannt.

Während er nun die Schräglage wieder rausnimmt, konnte Kenny mächtig Gas gegeben, und wenn der von ihm damals gefahrene 750er Zweitakter ins Bandl gangen ist, dann hat der Hinterreifen zu rutschen begonnen. Durch die mittlerweile geringe Schräglage, plus geringem Restkurvenwinkel, ist er den entstehenden Drift nun jedoch einfach ausgeritten und wusste damit, den Reifen genau an seinem Limit erwischt zu haben. Somit hatte er nach der Kurve gegenüber der Konkurrenz eine höhere Geschwindigkeit drauf.

Der Powerslide ermöglichte ihm also eine maximale Geschwindigkeit auf die Gerade hinaus. Vor allem im Vergleich mit seinen Kollegen, die die Kurven weiterhin im "Hailwood Stil" fuhren. Der Hailwood Stil entspricht der sogenannten "Ideallinie" außen - innen - außen. Hailwooder haben zwar in der Mitte der Kurve eine recht hohe Geschwindigkeit, können jedoch am Ende der Kurve erst sehr spät wieder hart ans Gas gehen, weil sie bis zum Schluss sehr viel Schräglage draufhaben.

An diesem Schluss ist ihnen Kenny Roberts dann mit 15 km/h Überschussgeschwindigkeit innen vorbeigepfiffen...

Heute wird eh fast nur mehr so gefahren, weil fast alle Bikes mittlerweile die PS und das Drehmoment haben, den Reifen am Kurvenausgang zum Rutschen zu bringen. Bekannt sind die MotoGP Fotos mit rauchendem Hinterreifen am Kurvenausgang, und wenn man ein MotoGP Rennen im Fernsehen verfolgt, dann sieht man wie jedes Motorrad am Kuvenausgang einen schwarzen Strich auf die Straße malt.

KoflAIR musste in letzter Zeit jedoch mehrmals mit großer Sorge feststellen, dass es einige Reiter in unseren Breiten gibt, die den Kurvenausgang nicht wirklich beherrschen. Und damit auf jede Gerade hinaus im Kampfesfalle wertvolle Meter verlieren. In der Praxis ist diese Fahrtechnik übrigens mit starken 600er auf Asphalt gradschon zu derpacken. Bei rutschigerem Untergrund leichter, bei wirklichem Grip hingegen jedoch nichteinmal mit starken 1000ern.

Den Ochs unter 6:30, ohne am Kurvenausgang einen wimmernden Hinterreifen unter sich zu haben, ... vergiss es.
[Stand September 2004: Ox Bestzeit 5:51] Wink





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